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Hans
Martin Ritter (...) gestaltete den Monolog eines Höhlentieres
mit der szenischen Beratung von Peter Kock eindrucksvoll und bedrückend
zugleich. Der szenische Raum von Peter Kock mit lichtinszenierten
Fäden, einer Holztreppe und Holzscheiten wies mit seinen Naturmaterialien
effektvoll auf den Lebensbereich des Tieres hin. Hans Martin Ritter
vermochte mit der knappen Gestik seiner angewinkelten Arme, dem dachsartien
Rucken eines Wildtieres, mit teils nachdenklichen, teils gehetzten,
gepeinigten Blicken eine Atmosphäre zu schaffen, die die Weltangst
Kafkas über mehr als zwei Stunden intensiv vermittelte.
Künstlerhaus Bethanien Berlin Volksblatt/Berlin,
21. 1. 1984 |
Hier
ist es die Subtilität der kleinen Varianten von Trauer, Verzweiflung
oder tranceartigen Glückgefühlen, eingebettet in eine Gesamtstimmung
der paranoiden Logisterei, die das Publikum fesselt. So fesselt, daß
es bald mitspielt. Als Ritter über die Geräusche
in seinem Bau ängstlich reflektierend wacht, könnte man
eine Stecknadel im Raum fallen hören.
Künstlerhaus Bethanien Berlin tageszeitung/Berlin,
24. 1. 1984 |
Hans
Martin Ritter (...) reduziert die szenischen Momente seines Monologs
auf ein Minimum, so daß die Sprache zur tragenden Handlung auf
der Bühne wird.
Wallgrabentheater Freiburg Badische Zeitung, 17. 3. 1984 |
In
der Interpretation Hans Martin Ritters zeichnet sich eindrucksvoll
ab, welche frappierenden Ansätze dieser Text für die geistige
Durchdringung heutiger gesellschaftlich-politischer Zustände
bietet. Es war ein Monolog mit ausgefeilter Gestaltung, voll innerer
Spannung, getragen von sprecherischer Meisterschaft. Mancher der mit
großem Gespür gesetzten Akzente blieb haften, etwa die
schneidende, fast heulende Stimme dort, wo der Dachs Wut äußert
auf die gegnerische Umwelt und auf sich selbst.
Päd. Hochschule Heidelberg/Audi-Max Rhein-Neckar-Zeitung/Heidelberg,
24. 5. 1984 |
Dabei
konzentriert er sich auf nichts anderes als auf Kafkas Sprache. Diese
rezitiert er nicht, vielmehr interpretiert er beim Sprechen jeden
Satz, ja jedes von Kafka gesetzte Wort. Auf brillante Weise gelingt
es Hans Martin Ritter gleichzeitig, den Zuschauer nicht festzulegen,
sondern ihn vielmehr zum Mit-, Nach- und Weiterdenken zu animieren.
Theater im Fundus Ulmer Nachrichten, 30. 10. 1984 |
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Rilke:
Aus den Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge |
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Ein
Hocker, ein Bett, ein lose im Raum hängender Fensterrahmen: vor
diesem kargen Bühnenbild von Sabine Drasen spricht Hans Martin
Ritter den Monolog des Malte Laurids Brigge mit leiser beherrschter,
aber eindringlicher Stimme. Ritter setzt seine sprachlichen Mittel
bewußt sehr sparsam ein. Die abgrundtiefe Verzweiflung, die
aus Rilkes Sätzen spricht, kommt so weniger vordergründig,
aber umso nachhaltiger zum Ausdruck. Und doch hat Ritter seine stärksten
Momente, wenn er phasenweise etwas aus sich heraustreten, explodieren
kann, wie etwa in der grotesken Geschichte des Veitstänzers.
Kleintheater Luzern Luzerner Tageblatt, 5. 10. 87 |
Hans
Martin Ritter erzählt all dies mit sprühender Lust am Nacherleben,
schwelt in sinnlichen Klangqualitäten der Rilkeschen Sprache,
ohne durch übertriebenes Spiel deren Wirkung forcieren zu wollen.
Seine Gestik ist sparsam, unterstützt nur das Erzählte.
Das Vertrauen in den Text bewährt sich hingerissen-mucksmäuschenstill
lauscht das Publikum.
Akademie der Künste Berlin tageszeitung/Berlin,
17. 10. 1987 |
Die
vielfach gebrochene Struktur aus Reflexionen, Meditationen, Aphorismen
und impressionistischen Alltagserfahrungen wurde schließlich
zum ästhetischen, von Ritter großartig in Szene gesetzten
Gleichnis der menschlichen Existenz schlechthin.
Theater im Landhauskeller Kleine Zeitung/Klagenfurt,
15. 9. 1991 |
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Klingemann:
Die Nachtwachen des Bonaventura |
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So
sparsam, wie die wenigen szenischen Mittel eingesetzt werden, so treffsicher
sind sie, sinn- und atmosphärestiftend. (...) Mit pointierter
Gestik und Mimik und einem erstaunlichen Stimmrepertoire erzählt
Ritter von den durchweg sonderbaren Gestalten. (...) Zuweilen schlüpft
er selbst in deren Rollen. Besonders eindrucksvoll ist der Prolog
des Hanswurst zu der Tragödie: Mensch, der auf einer geschickt
auf der Leiter konstruierten Minibühne auf der Bühne als
vorzügliches Maskenspiel gezeigt wird.
Akademie der Künste Berlin tageszeitung/Berlin,
17. 1. 1995 |
Hans
Martin Ritter läßt die Figur des Nachwächters in immer
dichterem Spiel zum Meister über Tag und Nacht erwachsen. (...)
An unsichtbaren Fäden strampeln die Menschen-Marionetten unter
seiner Regie, bis er sie ins Nichts entläßt. (...) Hans
Martin Ritter gelingt besonders im zweiten Teil des Abends mit konzentrierter
Gestik eine hochexpressive Darstellung.
Akademie der Künste Berlin Berliner Morgenpost,
15. 1. 1995 |
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Wilhelm
Müller: Winterreise - ein lyrisches Monodram |
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Die
Gestaltung des lyrischen Monodrams Die Winterreise hat
mich sehr beeindruckt.
Schon die Rezitation des dem Dichter Wilhelm Müller gewidmeten
Gedichts war eine hinreißende Ouvertüre, die die thematischen
Motive von Müller mit Motiven aus der Göttlichen Komödie
von Dante mit leichter Hand mischte. Dabei gelang Hans Martin Ritter
das fast Unmögliche, die epische Breite der Komödie mit
der ausdrucksschweren Lyrik der schwermütigen Winterreise zu
einem phantasievollen Prolog zu verschmelzen. Das dramaturgische Konzept
von Müller, wie in der mündlichen Einleitung zunächst
nur behutsam angedeutet, fand dann in der Rezitation der Gedichte,
in ihrer originalen Reihenfolge und durch die hochsensible sprachliche
und mimische Gestaltung, eine szenisch überzeugende Realisierung
Prof. Dr. Heiko Steffens: Über Hans Martin Ritter Die
Winterreise
am Samstag, 24. Oktober 2015 in der Galerie Mutter Fourage, Berlin
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